Buchtipp: Architekten der Arbeit

BuchcoverDer Buchtitel Architekten der Arbeit: Positionen, Entwürfe, Kontroversen verweist darauf, dass Arbeitsformen nicht einfach „über uns kommen“, sondern mit Köpfchen gestaltbar sind. Sie stehen in engem Zusammenhang mit technologischer sowie menschlich evolutionärer Entwicklung, unseren Denkmustern, Kommunikationsbedarfen sowie Art der Fertigung bzw. Dienstleistung. Der Autor Sven Rahner hat sich von der guten Idee einfangen lassen, unterschiedliche ExpertInnen z.B. aus Wirtschaft, Politik, Psychologie, IT, Futurologie, Gesundheit zur Zukunft der Arbeit zu interviewen. Herausgekommen ist eine profunde Perspektivsammlung mit vielfältigen Positionen, Entwürfen und auch Kontroversen.

Eine verdichtete Quintessenz des Autors lautet, dass die Zukunft der Arbeit folgenden Trends untworfen ist:

Digitalisierung, Demokratisierung, Diversifizierung. Kurz gesagt: 3D.

Was das heißen kann, welche Folgen es haben wird, wenn das Internet der Dinge kommuniziert, das Smartphone den Mitarbeitern den Hinweis gibt, welches Werkstück jetzt Aufmerksamkeit benötigt, Zeitabgleiche in echtzeitlichen Synchronisationsprozessen und nicht nach Kalender erfolgen, das mögen wir noch nicht völlig erahnen. Technologische Entwicklung „geht nicht weg“ – machen wir was Gutes draus. Auch über den „Computer“ wurde in den 80er Jahren noch geklagt, heute profitieren fast alle direkt oder indirekt davon. Eine Arbeitswelt, in der Mensch und Maschinen zukünftig in Echtzeit miteinander kommunizieren, Prozesse fortlaufend synchronisiert werden, ist weniger fest, eher fluid.

D.h. wir Menschen müssen lernen, damit klar zu kommen, sich anders abzustimmen. Darauf verwies schon vor Jahren der Hirnforscher Gerald Hüther und forderte u.a., dies in Erziehung und Bildung zu berücksichtigen. Menschen besitzen zukünftig mehr Knowhow und Selbstkompetenz, wollen und müssen angehört werden. Keine Verwunderung daher, dass dieselben Menschen auch insgesamt mehr Mitwirkung sich im Unternehmen erhoffen. Oder das Unternehmen „abwählen“. Digital Natives sind es heute schon gewohnt, barrierefrei miteinander zu kommunizieren, vernetzt eben. Das prägt die Denkart. Daher der steigende Bedarf an demokratischer Führung, an demokratischen Abstimmungsprozessen, an mehr Selbständigkeit für kleinere Einheiten innerhalb oder auch außerhalb des Unternehmens. Und umgedrehte Wege von Kundenbeziehungen entstehen, welche schon seit längerem als vernetzte Instanz ihre Wünsche rückkoppeln mit Herstellern und Dienstleistern. So überrascht es eigentlich nur kurz, im hier vorgestellten Buch zu lesen, dass es Beispiele dafür gibt, dass MitrarbeiterInnen sich ihre Chefs selbst wählen. Auch im deutschen Schwabenland.

Das dritte D geht dann in Richtung Diversität. Gewünscht und gebraucht ist die bunte Mischung an Menschen. Im Rahmen einer Mitarbeit in einem Projekt, welches sich für mehr Frauen im MINT-Sektor – Sie wissen schon: Mathematik, Informationswissenschaften, Naturwissenschaften, Technik – engagiert, zeigt sich oftmals: Die Wirklichkeit sieht an vielen Stellen im Maschinenbau noch sehr männlich dominiert aus, insbesondere in der Fertigung. Und in den Top-Führungsetagen sowieso. Diversität geht jedoch viel weiter! Alt und Jung, Moslems und Christen, schwarz, braun, gelb, weiß und welche Farben auch immer, mit und ohne Beeinträchtigungen dafür mit Besonderheiten, Offenheit für Vielfalt der sexuellen Orientierung, der Talente, Öffnung der Bildungswege. Denn Vielfalt hat mehr Ideen, bietet Resilienz. Wir wissen nicht, welche Kompetenzen wir in Zukunft benötigen, daher brauchen wir das Potenzial aller Menschen in unsrem Land. Für gute Ideen, menschliche Zukünfte in intakter Umgebung und Natur.

Unser Tipp für alle Personaler, Bildungsaktive aber auch jene, die an einer bewussten Ausschau dieses zentralen Themas interessiert sind. Lesen. Kapitel für Kapitel. Mit Pause, Step by Step. Viel Vergnügen beim Vermehren der Zukunftsphantasien!

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