Buchtipp: „Einfach mal nichts tun“ – Gruppen anders begleiten!

Wie Sie aus jedem Gruppentreffen etwas Besonderes machen können

Das überrascht – aus jedem Treffem etwas Besonderes machen wollen und dann Einfach mal NICHTS tun? Eine Beleidigung für unseren Geist, haben wir doch gelernt, dass es wichtig sei, Abläufe und Gruppen im Griff haben und handeln zu müssen.

Doch so ist es ja auch nicht gemeint. Marvin Weisbord und Sandra Janoff, beide erfahrene Großgruppenbegleiter und Trainer, versuchten noch in den 80er Jahren durch umfangreiches Methoden-Know-how gut vorbereitet zu sein auf die Unberechenbarkeit von Gruppen. Das hat nicht funktioniert. So reifte der Entschluss, die Menschen so zu nehmen, wie sie kommen. Anstatt Verhalten ändern zu wollen, beschäftigten Sie sich mit der Gestaltung von hilfreichen Strukturen für gelingende Gruppenprozesse. So dünnten die Autoren (Zukunftskonferenz bzw. Future Search) ihre Methoden auf wenige strukturgebene Verfahren aus. Am meisten veränderten sie sich aber selbst, steht zu lesen in ihrem neuen Buch Einfach mal Nichts tun. Sie verabschiedeten sich von Konzepten wie Widerstand oder Verteidigung und gehen heute davon aus, dass JedeR im System (oder Leben) mit dem Besten in sich das zur Zeit Bestmögliche tun möchte. Auch eine Vorannahme der moderenen positiven Psychologie. Weisbord und Janoff brachten sich bei, sich zurückzunehmen, weniger zu tun und präsenter zu sein.

Eine wichtige Basis ihres Konzeptes für den Umgang mit einer komplexen Welt ist die Aufgliedern-Zusammenfügen-Theorie. Sandra hat diese in der pädagogischen Welt und Marvin in jener der Unternehmen konsequent angewendet. Aufgliedern bedeutet z.B., alle Gruppenmitglieder anzuhören, jede Meinung sich zeigen zu lassen, Polaritäten aufzulösen darüber, dass die Meinungen sein dürfen. Beim Zusammenfügen nähern sich die Gruppenmitglieder wieder an und entwickeln eine neue gemeinsame Position.

Herausgekommen ist ein Buch mit 2 Teilen. Der erste Teil trägt den Titel: Treffen leiten und formuliert folgende 6 Leitsätze:

  • Das ganze System zusammen bringen

  • Alles kontrollieren – nur nicht das Verhalten

  • Den "Ganzen Elefanten" untersuchen

  • Verantwortung wahrnehmen – gemeinschaftlich

  • Die gemeinsame Grundeinstellung feststellen

  • Teilgruppen erkennen und mit ihnen arbeiten

Im zweiten Teil namens Mich leiten werden diese weiteren 4 Leitsätze beschrieben:

  • Ich freunde mich mit Ängsten an

  • Ich werde mir der Übertragungen bewusst

  • Ich lerne, eine verlässliche Autorität zu sein

  • Ich lerne NEIN sagen, damit mein JA mehr bedeutet

Die 10 Leitsätze für gelingende Gruppensituationen haben es in sich. Und ein einmaliges Lesen bringt noch nicht die hier gewünschte Haltung oder verankert die genannten Methoden. Aber es setzt ausreichend Impulse, um peu à peu die neue Haltung und Handlung zu entwickeln. Wie überall im Leben heißt es auch beim Nichtstun: Üben, üben, üben! Wir glauben, es lohnt sich sehr! Wir berücksichtigen die Leitsätze in unseren Boxenstopps und Veränderungsbegleitungen - peu à peu - immer ein wenig eleganter.

Michael M. Pannwitz als Herausgeber großen Dank dafür!

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