Buchtipps: „Wie wir Schule machen“ und „Lernlust“

BuchcoverSchon im Mai 2012 haben wir hier im Blog über die evangelische Schule in Berlin Zentrum (ESBZ) berichtet, welche seit einigen Jahren für angeregte Diskussion sorgt. Grund dafür ist, dass um die Schulleiterin Margret Rasfeld und ihr mutiges Team sich eine Schule entwickelt hat, in der fast alles gegen den Strich gebürstet worden ist. Sehr erfolgreich, wie es scheint. Und nun haben 3 Schülerinnen dieser Schule ein Buch geschrieben, in dem sie über ihre Erlebnisse in diesem doch so ganz anders gestalteten Schulalltag berichten: Wie wir Schule machen: Lernen, wie es uns gefällt.

Wer jetzt trockene Berichte erwartet über Stundenpläne und Arbeitsgruppen, hat sich geschnitten. Ich bin sehr angetan von der Tiefe und menschlichen Weisheit, welche aus den Schilderungen der Schülerinnen in mein Herz springen. So wundern sie sich z.B. beim Blick auf ein Zeugnis eines Schülers einer anderen (Regel)Schule, bei dem das gesamte Bemühen, die persönliche Entwicklung, die Sorgen und Freuden eines Schulhalbjahres einfach so in ein paar Zahlen münden. Ihr Resümee in meinen Worten: Das wird dem Menschen und seinem Engagement nicht gerecht.

Auch das Intro hat es in sich. Die 3 Autorinnen erzählen, dass sie auf keinen Fall zu den Überfliegern gehören und sich durch außerordentliche Schreibstile seit langem fürs Schreiben ausgezeichnet hätten. Sie hatten einfach Lust, diese den Schülern und Schülerinnen entgegengebrachte Buchidee umzusetzen. Und haben dabei unendlich viel gelernt, das leuchtet ein. Übers Schreiben, Formulieren, über Grammatik, Rechtschreibung aber sicherlich auch über Teamarbeit, Frust und Dranbleiben, Organisieren, Kommunizieren … eigentlich alles, was wir Menschen brauchen für eine positive Lebensgestaltung und konstruktive Zusammenarbeit.

BuchcoverDie Grundidee des Buchs Lernlust: Worauf es im Leben wirklich ankommt basiert auf einer anregenden Diskussion zwischen Hirnforscher Gerald Hüther, dem engagierten Verfechter der Potenzialentfaltung, und Peter M. Endres, vor kurzen in Ruhestand gegangener erfolgreicher Kopf der ERGO Direkt Versicherungen. In klarer Abfolge präsentieren die Autoren ihre Botschaften in Kapiteln mit Überschriften wie: Einzelkämpfertum ist gut. Beziehungsfähigkeit und Gemeinsinn ist besser. Oder … Regelkonformität ist gut. Verantwortungsgefühl und Engagement sind besser. Der eine berichtet, warum ein Unternehmen gerade mit diesen Qualitäten erfolgreich wird, der andere, welche Bedingungen unser Hirn – und so auch Schule und Unternehmenskultur – braucht, damit Menschen und ihre Vorhaben sich gesund entfalten können. Jedes Kapitel bringt etablierte Projektbeispiele an Schulen als Beweis dafür, dies ist keine Spinnerei, sondern schon gelebte Realität. Leider noch zu wenig.

Für uns als Lust-auf-Zukunft-Machende sind diese Bücher Botschafter für die zu beobachtende Tendenz, dass Menschen – sowohl privat als auch in Schulen und Unternehmen – spüren, dass mechanistische Organisationsversuche nicht (mehr) zum erwünschten Erfolg führen. Und immer öfter vernetzte Kommunikation, konstruktive Begegnung und inspirierende Beziehungen gefragt sind. Nicht alles kann im Vorfeld geplant werden, wir müssen einfach lernen, auf Meta-Ebenen unterwegs zu sein und gemeinsam Lösungen zu finden. Dabei wird es von Vorteil sein, wenn es uns gelingt, Vielfalt zusammen zu bringen. Also über Status-, Kultur-, Gender- und Altersgrenzen hinwegzugehen. Doch wie funktioniert so eine Diskussion, ohne das alle genervt auseinander springen? Dabei helfen Haltung und Werkzeuge, Achtsamkeit sich selbst und auch anderen gegenüber. Und ein respektvolles und waches Forschernaturell, welches den Blick offen hat für das, was sich zeigt. Und welches in der Lage ist, eigenes Handeln und Denken zu modifizieren. Für uns Bestandteile der Kultur21, die wir voran bringen möchten.

Kultur21 lernen wir jedoch nicht (allein) dadurch, dass wir in der Schule Dinge auswendig lernen, etwas „richtig“ oder „falsch“ machen. Sondern dadurch, dass wir gemeinsam etwas tun, wagen, z.B. Bücher schreiben, diese vorstellen und in Austausch mit anderen gehen.

Machen Sie sich schlau: Schule, Leben und Arbeit können und dürfen so positiv sein. Wenn etwas nicht funktioniert, probiere etwas anderes, damit es besser und leichter geht. Die Grundidee des Konzeptes Schule stammt übrigens aus dem 19. Jahrhundert. Und sie bildet jene aus, die im 21. Jahrhundert unsere Gesellschaft gestalten wollen. Hm?? Ja, genau, es wird sich was ändern (müssen)!

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