Buchtipps zum Thema Motivation und Führen

Mein Vater, mittlerweile im 87. Lebensjahr, fit und rege, schwärmte gestern von seiner letzten beruflichen Aktivität. Vor ca. 25 Jahren wurde er als lang gedienter Außendienstmitarbeiter eines pharmakologischen Unternehmens gebeten, doch eine Tour durch den neu geöffneten Osten Deutschlands zu machen und Apothekern die Produkte seines Arbeitgebers vorzustellen. Da hat er nicht lange gezögert, meine Mutter eingeladen mitzukommen und die beiden machten sich daran, die neuen Länder zu entdecken und dabei ihre Arbeit zu machen. Mein Vater war damals schon im Ruhestand, den er sich mit 60 Jahren gegönnt hat. Also gab es keinerlei Pflicht oder Druck, sondern Freiraum und Einladung, mit mehr als 40 Jahre Berufserfahrung, Ideenreichtum etwas Gutes anzufangen. Er ist nicht losgezogen, um zu verkaufen. Sondern um Menschen kennen zu lernen und, falls gewünscht und gefragt, auch seine Sichtweise im Aufbau einer selbständigen Existenz als Apotheker mitzuteilen. Und nebenbei auch die Produkte vorzustellen. Mit Strahlen in den Augen erzählte er gestern noch einmal, dass er die erhofften Umsätze seines Arbeitgebers um 95 % übertroffen hätte. „Da kannst du mal sehen, was alles so möglich ist, wenn du keinen Druck hast, sondern Freiraum, Freude und Spaß am Kontakt und am kreativen Umgang mit den Möglichkeiten.“

Machen wir einmal den Schwenk zu den Herausforderungen von Führung in der heutigen Zeit. Die Literatur ist voll mit Konzepten, wie sich Führung wandelt in einer immer stärker vernetzten und flexiblen Welt. Und das es besser wäre, mehr Pull- statt Push-Kultur zu leben, Vertrauen statt Kontrolle und Zwang, Eigenverantwortung und Begegnung auf Augenhöhe. Aber wie soll man das (er)schaffen?

Schließlich ist man als (frischgebackene) Führungskraft kein Kommunikationspsychologe oder gar eine Organisationsentwicklerin. Sondern erhält einfach zur fachlichen Aufgabenstellung Personalverantwortlichkeit. Und da soll es fluppen, Ziele erreicht und Veränderungen voran gebracht werden. Ein wenig Druck kann da doch nicht schaden, oder doch?

BuchcoverAls Handreichung möchten wir Ihnen heute das Buch von Michael Hübler empfehlen, Mitarbeitermotivation – Die neue Lust auf Leistung, welche hilfreiches Handwerkszeug parat hält. Ihm geht es eher um die Entwicklung einer dynamischen und wertschätzenden Haltung, welche sensibel dafür ist, was Mitarbeitende motiviert aber auch „abturnt“. Und das geschieht schnell, wie wir alle i.d.R. aus eigener Erfahrung wissen.

Der Autor greift Erkenntnisse der Neurophysiologie auf und hat 7 Haltungen indirekter Führung formuliert:

Gelassenheit, Lösungsorientierter Optimismus, Wirkungs- und Ergebnisorientierung, Respekt und Demut, Echte Fairness, Transparenz und Authentizität, Vertrauen in eine funktionierende Fehlerkultur.

Diese sollen helfen, 3 neuronalen Motivationssystemen gerecht zu werden: dem Dominanz-, Stimulanz- und Ausgleichssystem. Letztendlich, so die Idee dahinter, bleibt Lust auf gute Arbeit oder auch Leistung bestehen, wenn es gelingt. Menschen in ihren Motivationsvorlieben zu begegnen. Siehe kleine Story oben ;-)

Sympathisch auch, Michael Hübler blickt konstruktiv der Tatsache ins Auge, dass ab und an es einfach schwer ist im Umgang mit MitarbeiterInnen. Dann heißt es, Schaden zu begrenzen und in Frieden eine einigermaßen praktikable Lösung zu finden.

BuchcoverAuch eine anregende Lektüre und dazu klein und leicht ist dieser „Spickzettel für Lehrer“: Systemisch denken - Schule erfolgreich leiten. Nicht nur für SchulleiterInnen sondern sicherlich ebenfalls für Leitungskräfte in anderen (sozialen) Organisationen. Auch hier spielt die Lösungsorientierung eine zentrale Rolle. Leitungskräfte werden eingeladen, aus einem persönlichen kraftvollen Zustand Impulse zur Veränderung zu bieten. Und nicht alles allein zu stemmen bzw. stets die gesamte „Maschinerie“ voran peitschen zu wollen. Das führt nur in die Sackgasse, gesundheitlich, mental, sozial und auch bezüglich der Wirksamkeit.

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