Die Rolle als KonfliktbegleiterIn neu denken

Dies ist meine Lieblingsstelle in dem Video über den Einblick in den Alltag einer Grundschule in Münster.

In erster Linie geht es um das Thema Inklusion in diesem Beitrag, aber diese Szene zeigt den Klassenrat der Schule namens Berg Fidel bei der Arbeit. Wenn es für alle Kids Realität würde, derart kompetent mit Konfliktsituationen umgehen, auch einmal deutlich eine entscheidende Rolle als Moderator, Vermittler oder Wegweiser übernehmen zu können, die Wirklichkeit sähe positiver aus.

Profis helfen im Konfliktfall

Bis dahin braucht es wohl deutlich mehr Profis, die helfen, aus aufgeheiztem oder gar extrem frostigem Klima einer festgefahrenen zwischenmenschlichen (Arbeits-)Situation heraus zu geleiten. Das erfordert Zeit, Empathie, Stabilität, Zuversicht und auch Wissen über menschliche Prozesse.

Professioneller Anspruch, „neutral“ in die Begleitung zu gehen, ist berechtigt und deutlich bewusster als spontanes und unreflektiertes Ratgeben. Und ein erster Schritt dahin, dass Konfliktparteien selbst eine tragfähige Lösung entwickeln. Wenn dies nicht gelingt oder Regeln des Anstandes bzw. der Legalität auf der Strecke bleiben, kommt ein (Schieds-)Richter ins Spiel, der oder die deutlich macht, was innerhalb bzw. außerhalb des akzeptierten Rahmens liegt.

Die professionelle Rolle im Wandel

Der Anspruch an Neutralität in der Rolle als Konfliktbegleiter transportiert die Idee, außen vor sein zu können zugunsten der Lösungsfindung auf Seiten der Konfliktpartner. Die begleitende Person öffnet und hält dafür den Rahmen, damit Lösungsfindung gelingen kann. Neutraliät ist jedoch aus systemischer Sicht nicht machbar. Denn jede Person, die in ein „Konfliktfeld“ eintritt, wird selbst zum Wirkfaktor, zur Intervention. Einfach durch ihr Dasein. Das wissen wir längst aus unseren Altagserfahrungen. 

In der professionellen Konfliktbegleitung hat sich daher der Anspruch der Allparteilichkeit entwickelt. Das Signal lautet hier, ihr seid mir alle gleich wichtig. Ich bin sowohl parteilich als auch unparteilich! Damit sich die begleitende Person NICHT verliert, erfordert es, sich schnell wieder auf Abstand zu begeben, gemeinsame Nenner auszumachen, allerdings verbunden mit dem möglichen Effekt, wichtige emotionale Infos nicht zu erfassen.

Wir fühlen wir uns der vielgerichteten Parteilichkeit verbunden (als Begriff so gefunden bei „Der Konflikt weiß es besser“ von Renata Bauer-Mehren und Anja Köstler, S. 179). D.h. jenes, was automatisch geschieht, nämlich in Resonanz mit einzelnen Konfliktpositionen zu gelangen, wird hier benannt und bewusst und intensiv genutzt. Um wirklich verstehen zu können, taucht man ein in den jeweiligen Erfahrungsbereich, erkundet Unterschiedlichkeiten in Empfindungen, Absichten, Bewertungen oder Handlungen.

zwei miteinander kämpfende Ziegenböcke

In der Begleitung nutzen wir das Konzept der Standpunktdiskussion, wenn es hilfreich und machbar erscheint. Einzelne Statements werden hier durchaus physisch über das Einnehmen einzelner Positionen im Raum verdeutlicht, inklusive gegensätzlicher oder auch ergänzender Statements. Der oder die Facilitator rahmt Positionen, unterstützt jene, die recht allein dastehen und macht Hot (heißes Thema) oder auch Cool Spots (Deeskalation, Versöhnliches) im Verlauf des Gruppenprozesses deutlich.

Sind Gruppen erst einmal darin trainiert, auf diese Weise Vielseitigkeit sicht- und hörbar zu machen, wächst Konfliktkompetenz schnell ins Konstruktive. Konflikte sind eben normal, unterschiedliche Strömungen im Miteinander auch. Und die darin enthaltenden Infos äußerst wertvoll.

KLARAs Tipp an dieser Stelle lautet:

„Würdigen Sie die Vielfalt der Ansichten im Unternehmen bzw. Team - und staunen Sie über freiwerdende Möglichkeiten.“

Der nächste Blogartikel lautet diesmal: Mentaler Perspektivwechsel

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