Vom Separatismus zum Interbeing
Mit unserem Hintergrund der Naturwissenschaft einerseits und der Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung andererseits, ist uns systemisches Denken, Wahrnehmen und Lenken zur Gewohnheit geworden. Trotzdem, im Gros der Gesellschaft scheint der Blick auf systemische Zusammenhänge noch ungewohnt und nicht überall präsent. Das ist daran zu erkennen, dass Menschen sich NICHT fragen, was z.B. die Industrialisierung der Viehzucht oder Nahrungsmittel mit unserem Wohlbefinden zu tun hat. Oder die Art der Gestaltung der Stadt mit der Gesundheit von Menschen? Oder die Gestaltung von Intensivstationen mit Überlebensraten? Was hat unser (unbewusstes) Menschenbild mit dem Verhalten von Mitmenschen, Kollegen, Familienmitgliedern, SchülerInnen oder Beschäftigten zu tun? Die Antwort lautet: Vieles bis alles! Innen ist Außen und umgekehrt, so die Antwort der ganzheitlichen Sicht. Alles ist mit allem verbunden. Und fordert damit eigentlich radikale Selbstverantwortung.
Der Autor Charles Eisenstein hat dazu ein mich sehr bewegendes Buch geschrieben: Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich. Eine zentrale Botschaft Eisensteins lautet: „Wir sollten neue Geschichten über das Leben erzählen!“ Geschichten der neuen Weltsicht der Verbundenheit, welche Eisenstein als Haltung des Interbeing beschreibt. Das aus der Zeit gefallene Paradigma ist jenes des Getrenntseins, welches Eisenstein als Separatismus tituliert. In dieser Weltsicht existieren die „Dinge“ für sich, werden seziert, auseinander genommen und vermessen und wissenschaftlich studiert. Unabhängig davon, in welchem Zustand sich der Beobachter befindet, mit welcher Perspektive er oder sie das „Ding“ auseinandernimmt. Ganz gleich ob Rohstoff, Nagelpilz oder Verhalten des Kollegen. Mit dieser Sicht (allein) werden wir keine neuen Antworten auf all jene Fragen von Gesellschaft, Ökologie, Technik und Natur finden, die uns beschäftigen für eine gute Entwicklung auf diesem Blauen Planten. Vielmehr scheint diese Sicht die zentrale Ursache zu sein für besorgniserregende Zustände ringsherum.
Zunehmend vermehrt sich auch außerhalb der Menschenberaterszene systemische Sicht und Sensibilisierung. Bionik ist z.B. eine Wissenschaftsform, die einlädt, von der Natur zu lernen, auch eine Form von Verbundenheit. Ebenso Diskussionen über Menschlichkeit in Zusammenhang der aus Kriegsgebieten fliehenden Menschen.
Und auch Forstwissenschaftler, die eine neue Geschichten über den Wald erzählen. Eine NEUE Geschichte in diesem Kontext ist jene, das Bäume in einer Gesellschaft leben, vorausgesetzt, sie dürfen sich in einem gesunden Urwald entwickeln. In Plantagen hingegen, stehen kranke, separierte und tief irritierte Baumwesen, die von ihren fürsorglichen und lernenden Strukturen abgeschnitten sind. Und dies sagt jemand, Peter Wohlleben, der sich mit Wald und Forstwirtschaft beschäftigt und so gar kein Esoteriker ist. Kein Wunder also, dass er in den Medien präsent ist und sein Buch Das geheime Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt auf der Bestsellerliste steht. Daumen hoch von uns für diese wunderbare Bereicherung unser Sicht auf das Leben!
Auch in der Medizin tut sich etwas! Ein neuer Studienzweig scheint sich zu entwickeln, welcher im regulären Medizinstudium die Sicht der Verbundenheit fördert. Unsere befreundete und geschätzte Kollegin Conny Dollbaum hat dazu Erhellendes im Blog der Newslichter zusammengetragen.
Wenn wir mehr die Sicht der Verbundenheit zulassen, werden wir neue Antworten und Erklärungsrahmen finden, da sind wir uns sicher. Unsere so geliebten Kreativen Aufstellungen stehen mit dieser Perspektive in einem ganz neuen Lichte. Und verweisen uns auf die große Klugheit, die uns umgeben kann. Nicht immer, so scheint es, aber immer öfter.
Verbundenen Dank für all jene Inspirationen, die wir erhalten durften!