Evolutionäre Praxis

Elefant

Der Begriff der Evolutionären Praxis ist angelehnt an die Betrachtungen von Frederic Laloux. Laloux ist als ehemaliger McKinsey-Berater „Neuen Organisationen“ auf der Spur.

„Es muss doch anders gehen“, so sein Gedanke und Wunsch, nämlich gute Arbeit zu leisten UND dabei menschlich zu bleiben. Und das zugleich wirtschaftlich erfolgreich. So hat sich Laloux auf die Suche gemacht und diese Art von Organisationen gesucht und auch gefunden. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse hat er in seinem Buch „Reinventing Organisation“ zusammen getragen.

Von „Durchbrüchen“ ist bei Laloux die Rede, die sich zeigen im Selbstverständnis und den gelebten Organisationsprinzipien dieses neuen Wirtschaftens und Wirkens. Das sind u.a. Ganzheitlichkeit, Sinnstiftung sowie Selbstorganisation. Dazu gehört auch folgender Switch in der Denke:

Die Organisation als Lebewesen

In diesen neuen Erscheinungsformen versteht sich eine Organisation als ein lebendiges Wesen. Vorbei mit dem Verständnis von Organisationen als steuerbare, hoch effiziente Maschinen. Neue Anforderungen unserer Welt haben zu neuen Wegen von Kommunikation und Aufgabenkoordination geführt. Der Mensch wird vielmehr gesehen in seiner Ganzheit, Individualität und mit seinen menschlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten.

Eingeschoben sei hier der Hinweis, dass es bedeutsam ist, Kompliziertes von Komplexem zu unterscheiden. Kompliziertes lässt sich mit ausreichend Wissen verstehen, steuern und daher lenken. Komplexes dagegen ist nicht wirklich vorhersehbar oder berechenbar. Es braucht stetige Feedbackschleifen, hohe Aufmerksamkeit und Kreativität, für angemessene (Re)Aktionen.

Wirklichkeit ist heute zunehmend komplex. Grenzen von Abteilungen, Behörden, Institutionen weichen auf. Der Chef, die Chefin allein ist schon lange nicht mehr die Lösung für wirkungsvolle Lenkung von Prozessen innerhalb und außerhalb einer Organisation.

Das Neue: Evolutionäre Praxis

Aus dem oben erwähnten Wandel der Denkmetapher von der Maschine hin zum Lebewesen, erwächst automatisch ein Wandel der gelebten Prinzipien: Feedbackprozesse, Experimente, gemeinsames Lernen, Abstimmungsroutinen und Willkommenskultur für Querdenken, sowie offener, angstfreier Austausch (bzw. psychologische Sicherheit) sind gefragt. Das meinen wir mit Evolutionärer Praxis.

Lassen Sie es mich an einem Beispiel deutlich machen. Sicher kennen Sie den international gefeierten Film Wie im Himmel des schwedischen Autors und Regisseurs Kay Pollack. Pollack war nach dem tödlichen Attentat auf den schwedischen Ministerpräsident Olof Palme im Jahre 1986 menschlich tief erschüttert, sodass er sich die folgenden Jahre mit Weisheitstraditionen beschäftigte. In seinen Büchern (Für die Freude entscheiden und An Begegnungen wachsen) vermittelt Pollack den Menschen sein Wissen über menschlich reife Lebenspraxis – in unserer Sprache evolutionäre Praxis. Das Filmteam für Wie im Himmel (Drehzeit 2003–2004) lebte diese Praxis täglich:

„Gemeinsam mit den Schauspielern hatte sich das gesamte Team von Anfang an vorgenommen, jeden Tag Qualität zu schaffen und Freude bei der Arbeit zu empfinden. Und es gelang uns tatsächlich. Ohne das Buch Für die Freude entscheiden wäre der Film niemals so erfolgreich geworden.“

Evolutionäre Praxis ist sensibel für die Ganzheitlichkeit von uns Menschen und unterstützt darin, Selbstorganisation zu vermehren und Weisheitstradition lebbar zu machen. Jetzt und Hier. Zuhause und im Beruf. Im Team, an der Werkbank, in der Führungsetage. Im Handwerk, in der Fertigung, der Bildung, wo auch immer.

Und – Evolutionäre Praxis ist kein Luxusgut. Sondern entsteht zwangsläufig. Denn virtuelle und physische Vernetzung ziehen neue Denk- und Handlungsweisen nach sich. Gut, es gibt auch immer reaktionär-konservative Gegenbewegungen, wie wir in unserem Land und auch in der Welt beobachten können. Es ist also wirklich wichtig, sich zu fragen, welche Richtung man bewusst gestalten will. Und mit welcher Haltung.

KLARAs Entscheidung ist längst gefallen: Evolutionäre Praxis lautet die Richtung.

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