Geschichten der Verbundenheit
Charles Eisenstein, Autor, Aktivist und Engagierter in Sachen „einer schönen Welt, die unser Herz kennt“, spricht davon, dass die Menschheit des 21. Jahrhunderts eine neue Weltsicht betritt. Die Weltsicht der Verbundenheit. Alles sei mit allem verbunden, nichts sei „egal“, alles habe Wirkung, meint nicht nur Charles Eisenstein. Direkt und indirekt.
Welche Art von ökologischen Spuren wir hinter uns lassen, genauso mit welchen Worten und welcher Haltung wir uns selbst und auch anderen gegenübertreten. Alles wirkt. Nichts entgeht. Gedanken, Wahrnehmungen, Bewertungen, Worte und Taten wirken. Immer. Mal stärker, mal schwächer, mal direkt, dann schrecken wir auf. Oder die Wirkung ist indirekt und langfristig. Dann bemerken wir es womöglich zu spät, wie der Blick auf unsere globale gesellschaftliche und klimatische Wirklichkeit zeigt. Doch wir haben immer noch die Wahl.
Wir können nicht nicht wirken, um Paul Watzlawicks bekannten Ausspruch etwas abgewandelt zu zitieren. Schon Alexander von Humboldt fand heraus, dass alles mit allem zusammenhänge, auch wenn er als reisender Forscher des 18. Jh. eher Natur und Landschaften betrachtete. Wir sind Wirks und zugleich Passierchen, so umriss der großartige Physiker Hans-Peter Dürr seine systemische Betrachtung unseres Seins.
Mehr und mehr sind wir Menschen in der Lage, komplexe Zusammenhänge besser zu erkennen, wenn auch nicht unbedingt im Guten zu steuern. Technologie hilft dabei, um sowohl auf dem Mars im Boden als auch im Inneren von Zellen und in molekularen Strukturen zu forschen.
Oben erwähnter Charles Eisenstein plädiert also dringlich dafür, von der Weltsicht des Separatismus, also der mechanistischen Sicht auf das Wirkgefüge des Lebens, in jene des Interbeing, der Verbundenheit zu wechseln. Zum Schutze unserer Existenz und der Zukunft unserer Kinder – und für gute Lösungen in komplexen Zusammenhängen. Diese achtsame Sicht verweist uns Menschen respektvoll zurück an unseren Platz als Teil der Natur, erklärt Umwelt zur Mitwelt.
Eisensteins ermuntert daher für mehr Salonfähigkeit verbundener Weltsicht:
Lasst uns neue Geschichten erzählen. Geschichten der Verbundenheit!“
Aktuelle Problemlagen und Herausforderungen einmal in der getrennten, dann in der verbundenen Weltsicht erzählt, sind schon Teil der Lösung. Der Blaue Planet braucht gesunde Oberflächen, wie wir gesunde Haut und keine qualmenden Megacities. Er sehnt sich nach Kreislaufwirtschaft wie unser gesunder Stoffwechsel und kein „nach mir die Sintflut“ ungesunder Lebensweisen.
Längst sind wir zu viele Menschen, als dass wir unsere emotionalen und materiellen Abfälle einfach so achtlos verteilen und liegen lassen und mit der Herde weiterziehen könnten. Nein, wir sind Viele und sesshaft, zum Teil auf engem Raum und sollten uns in Achtsamkeit üben. Für das Ganze. Emotional und faktisch.
Im guten Sinne erzählen Geschichten der Verbundenheit daher von hilfsbereiten Gesten zwischen den Geschöpfen dieser Erde, von Güte und Respekt statt Egoismus. Davon, wie kleine Initiativen zur rechten Zeit am rechten Ort zu neuen Bewegungen führen können, schauen wir z.B. auf Greta und Fridays for Future oder das fairtrade-Siegel.
Gute Geschichten der Verbundenheit erreichen die Herzen und lassen uns Menschlichkeit vor Ökonomie setzen. Echtes Wir- und Ecodenken vor Egozentrismus und Dekadenz.
Das Beste ist, jede:r kann in jedem Moment eine wirksame gute Geschichte der Verbundenheit starten. In persönlichen Umfeld, bei der Arbeit, in der Chefetage, an der Haltestelle, beim Einkaufen oder in der Schule.
Neulich fand ich eine Karte in einem Schaufenster, die ich dank der Kamera in meinem mobile phone flugs abfotografierte. Der auf der Karte zu lesende Spruch wird Barbara Mikulski zugeordnet, eine amerikanische Demokratin:
Each one of us can make a difference. Together we make a change.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
(BR)