TmdW 2: Love it – Leave it – Change it?

Love it - leave it- change it?

Tanz mit dem WandelDiesen Spruch der Flower-Power-Zeit wohl kennt jedeR. Und klingt auch irgendwie logisch. Doch wenn der Wandel ordentlich deutlich an die Tür klopft, tauchen möglicher Weise Zweifel auf:

  • Love it. Hm. Stelle ich mich nur irgendwie an, dass ich meine Sache hier nicht liebe? Bin ich zu anspruchsvoll, ungerecht, ungeduldig und so weiter …
  • Leave it. Ja toll. Gute Idee, aber wohin? Oder was oder wer? Gibt es denn für mich eine Wahl, hier in der Region? Passend zu meiner Lebens- oder Arbeitssituation? Passend zu mir? Vermeide ich nicht wesentliche Auseinandersetzungen, wenn ich jetzt einen Schlussstrich ziehe und mich für das Verlassen der Situation entschließe?
  • Change it. Nun gut. Aber wie? Und handelt es sich dann nicht doch um diesen berühmten Schrecken, der lieber jetzt sein Ende finden sollte?

Diese Trilogie der Ermunterungen ist so etwas wie der Basiskurs des Tanz mit dem Wandel. Klar und grobschrittig, ein Strickmuster für die Hosentasche mit guten Effekten. Welches uns aus dem Trott herausholen will.

„Love it“ erinnert, dass Liebe im Tun, Leben und Sein gewollt ist. Und sein darf. Das es gut ist, mit vollem Herzen ja zu sagen. Und dementsprechend nach jenen Menschen, Orten und Aufgaben Ausschau zu halten, die uns wohltun.

„Leave it“ klopft an als Erlaubnis, aus Lebensarrangements auszusteigen. Wer A sagt muss nicht zwangsläufig B sagen. Sondern darf auch ein deutliches Nein schmettern! Wir sind keine Opfer.

Und letztendlich lädt die Aufforderung „Change it“ zur Möglichkeit Nr. 3 ein. Nicht sofort die berühmte Flinte ins Korn zu werfen, sondern nach Ansatzmöglichkeiten für eine Veränderung zu suchen. Die gibt es tatsächlich vielfältig, sowohl in unserer Wahrnehmung, Haltung, Handlung als auch Interpretation von Gegebenen. Jeder Mensch besitzt schöpferische Kräfte. Geben wir uns nicht gleich mit der erstbesten Idee zufrieden. Je phantasievoller wir Optionen und Varianten entwickeln, desto wirkungsvoller womöglich die Intervention.

Das Koordinatensystem für den Basiskurs persönlicher Veränderung ist aufgespannt mit diesem Dreiklang. Doch was macht nun die gekonnten Wandeltanzenden aus, die Fortgeschrittenen?

Wenn sie lieben, dann die Bewegung, die Momente des Tanzes selbst, die Wechselwirkung zwischen den Elementen des Tanzes. Die Musik, die sie auffangen und umsetzen, den Wechsel von Rhythmus oder Genre. Die Melodie präzise verstehend, mit Ausdauer erobert. Leichtigkeit ist ein Kind der Disziplin, des Engagements und gleichzeitigen Loslassens. Führen und Folgen, eine Menage nonverbaler, sinnlicher Kommunikation. Sich vom Geschehen tragen lassen mit tiefem Wissen und Vertrauen. Humor und Geschick zu Partnern im Umgang mit Stolpersteinen machen. Daraus lernen und nicht verzagen.

Am Rand Luft holen, einfache Schritte tun, leicht in Bewegung bleiben und den Takt nicht verlieren. Dann zurück mit Kraft und dem Wunsch, den Tanz wieder aufzunehmen. Ob am bisherigen Platze, das ist eine zweite Frage. Vielleicht eine andere Bühne, ein geeigneteres Ensemble?

Tanzende des Wandels hören nicht auf zu tanzen, es ist ihr Elixier! Sie wechseln womöglich die Umgebung. Damit die Knochen nicht müde werden, Muskeln sich nicht verletzen, ist es gut, für erholsame Pausen zu sorgen. Nach innen zu lauschen und zu vernehmen, was ansteht, was geht und was auch nicht. Um vielleicht in anderer Funktion wieder zurück zu kehren? Wandeltanzende haben gelernt, wie der Tanz geht und es wäre schade, wenn Wissen und Freude verloren gingen.

Könner des Tanzes spielen mit Veränderung, gestalten und bauen aus. Wenn alles so bleibt wie immer, dann ist Tanz wenig inspirierend. Keine Herausforderung, kein Wachstum, wenig Überraschung lockt. Hindernisse werden zum Partner im Spiel. Beide verändern sich. Wie kann gerade jenes, was vermeintlich stört, eine Bereicherung für das Ganze sein? Wie der Rahmen des Üblichen gesprengt werden? Welche Schönheit, welches Unvermutete kommt zu Tage? Würdigung und Anerkennung all jener Dinge, die im Schatten weilen und auch dazugehören. Tanz ist Wechselwirkung.

So gesehen wissen Teilnehmende des Fortgeschrittenenkurs, es gibt keine strikte Aufteilung in entweder LIEBEN oder VERLASSEN oder VERÄNDERN. Kein Festhalten und Klammern an Gegebenes. Sondern Loslassen und Halten gleichzeitig. Erst der Flirt mit dem Leben, macht die Kunst aus.

Wenn Liebe für das bunte Leben mit seinen Facetten die tragende Basis des Seins wird.

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