Kultur21 und die Organisation von Arbeit – Management 3.0

Organisation von Arbeit: Das ist doch der Job von Managern! Erst mit der Industrialisierung wurde daraus ein eigener Tätigkeitsbereich, das Management. Für komplizierte Arbeitsabläufe und Wertschöpfungsprozesse war das offensichtlich eine hilfreiche Entwicklung. Heute haben wir es aber oft mit komplexen Prozessen in einer manchmal chaotischen Welt zu tun. Und so hat sich das Management weiter entwickelt.

Von Jurgen Apello, Management 3.0, stammt die folgende Systematik:

  • Management 1.0: Anweisung!
    Der Manager macht präzise Vorgaben, was ganz genau in welcher Reihenfolge wie zu tun ist. Der austauschbare Mitarbeiter ist Werkzeugbediener und hat diesen Anweisungen zu folgen. Also sehr dirigistisch mit Blick auf den Arbeitsprozess.
  • Management 2.0: Von Mensch zu Mensch!
    Der Manager pflegt Beziehungen, steht im Dialog mit dem Mitarbeiter und unterstützt ihn, stellt sich vielleicht sogar in den Dienst des Mitarbeiter, der die wertschöpfende Arbeit ausführt. Dazu gehören z.B. die Gedanken des Situativen Führens, 360-Grad-Feedback und die "Besprechungs-Kultur".
  • Management 3.0: Selbstorganisation!
    Teams entscheiden selbst, wie sie die Aufgaben am besten durchführen. Als Managementaufgabe bleibt die Funktion des Koordinator, Moderators (nach innen), Erinnerers an Rahmenbedingungen und Zielsetzung und Unterstützers von Selbstreflexions-, Lern- und Optimierungsprozessen. Manchmal übernimmt ein Teammitglied diese Aufgabe, seltener eine explizite Führungskraft, manchmal auch ein externer Moderator. Zu Management 3.0 gehören Feedback-Schleifen wie PDCA, agiles Management (in der IT), Methoden aus dem Großgruppen-Bereich (z.B. Open Space bzw. Offene Agenda, ergebnisoffene Workshops) und auch viele Elemente des Toyota Productionsystems (Kanban, Kaizen). Ein zentraler Aspekt ist dabei immer wieder: Pull statt Push! Man bekommt die Aufgabe nicht zugeschoben oder aufgedrückt, sondern holt sich die nächste Aufgabe, wenn man so weit ist. Weniger Stress. Und Fehler, z.B. im Arbeitsablauf, werden so leichter thematisier- und damit auch korrigierbar.

Sollen wir in Zukunft also alle selbstorganisiert mit den Mitteln des Management 3.0 arbeiten? Nein! Auch hier gilt, wie so oft, das sowohl-als-auch!

Wenn ein Sturm aufzieht, muss der Skipper auf dem Segelboot die Segel raffen lassen – ganz eindeutig ist hier Management 1.0 wichtig. Wenn der Skipper aber ausschließlich bei Management 1.0 bleibt, kommt es vielleicht zur Meuterei. Management 2.0 mit seinem Dialog zwischen Führungskraft und Mannschaft wird also auch gebraucht.

Management 3.0 kann dann funktionieren, wenn sich alle Mitwirkenden als gleichwertig erfahren. Eine gewisse menschliche Reife, gegenseitiger Respekt und auch Demut sind hilfreich. Teamplay ist wichtig. Und Wertschätzung für die Unterschiedlichkeit – gelebte Diversity: fachlich und menschlich. Aber keine Angst, wir müssen nicht alle „erleuchtet" o.ä. sein, bevor wir Management 3.0 nutzen können. Man kann schrittweise damit anfangen – und die Mitwirkenden lernen dann nebenbei, wann welches Verhalten für das Team – und das Unternehmen bzw. die Organisation – passend ist. Durch Anwenden von Elementen des Management 3.0 lernen die Mitwirkenden, wie sie mit Management 3.0 gut und effizient zusammen arbeiten können.

Unsere Welt wird immer komplizierter. Systeme werden komplexer und greifen ineinander. Die Folgen einer Aktion kann dann nicht mehr eine Person allein vorhergesehen werden. Die vielfältigen, in einem (bunten) Team repräsentierten Perspektiven zusammen können in so komplexen Zusammenhängen zu besseren Ergebnissen führen. Und da unsere Systeme immer öfter chaotisch, also nicht mehr oder nur sehr begrenzt vorhersehbar sind, werden bei allen Aktionen ständige Überprüfungen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist, immer wichtiger. Die Methoden des Management 3.0 bieten insofern zeitgemäße Methoden, um in unserer komplexen bis chaotischen Welt gangbare Wege zu finden.

Wir von Lust auf Zukunft glauben, dass mehr Nutzung von Management 3.0 zu effizienterer Arbeit und zu mehr Zufriedenheit bei der Arbeit führen. Und man sollte dabei als Manager ergänzend auch weiterhin den Dialog mit den einzelnen Menschen wertschätzend führen und klare Grenzen und insbesondere mögliche Spielräume aufzeigen. Also einen Mix entwickeln, der langsam immer mehr in Richtung Management 3.0 geht.

Ein tolles Beispiel, dass mit „radikaler Selbstorganisation“ viel mehr geht als man gemeinhin denkt, zeigt das gelebte Unternehmensleitbild der Synxon AG in Schloß Holte-Stukenbrock. Ein mutiger Weg von Frank Roebers (Vorstand) und seinem Führungsteam, der sich lohnt.

Falls Sie, Ihr Team oder Ihr Unternehmen mehr von der Lebendigkeit und dem aktiven Mitgestalten durch Management 3.0 möchten: Wir unterstützen Sie gerne …

Nach Management 1.0 bis 3.0 liegt natürlich die Frage nahe, wie dann Management 4.0 aus sehen wird. Keine Ahnung, ist noch nicht definiert! Ja, wahrscheinlich geht die Entwicklung des Management weiter. Vielleicht löst es sich auch auf? Was denken Sie? Ihr Kommentar ist sehr willkommen …

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