Noch Lust auf Zukunft?
Bärbel und ich waren mal „Lust auf Zukunft“. Auch wenn wir den Namen länger nicht mehr genutzt haben, so zieht sich das Thema doch immer weiter durch unser Leben. Wir wollen nach wie vor Zukünfte mitgestalten und Andere dabei unterstützen, ihren Zukunftsentwurf zu erreichen.
Wir leben in spannenden Zeiten, in einer Art Real-Thriller: Aktuell zerbröselt die Grundlage unserer menschlichen Lebensweise und – was kommt dann? Schaffen wir als globale Zivilisation den Wandel oder vielleicht besser die große Transformation hin zu einer nachhaltigen Lebensweise im Einklang mit unserer Lebensgrundlage, dem Planeten, seiner belebten und unbelebten Natur?
Allseits bekannt ist ja, dass wir mit der Klimakrise ein immer größer werdendes Problem bekommen werden. Wir lokal, aber auch global. Also Elektroautos kaufen, Solarzellen aufs Dach, auf Kreislaufwirtschaft und Green Economy hoffen und alles ist gut?
Die Redaktion von Quarks beim WDR hat dazu ein aktuelles, sehr anschauliches und leicht verständliches Video produziert – mit Quellenangaben:
Wenn man die festgelegten Ziele den aktuellen und geplanten Maßnahmen gegenüberstellt, wird deutlich, dass sehr, sehr viel mehr passieren muss. Und es ist vermutlich durchaus (noch) möglich, das Ziel von 1,5 Grad zu erreichen. Dass dies nur durch viele Lösungen parallel möglich ist, zeigt auch z. B. das Simulationsmodell von ClimateInteractive, mit dem wir Ihnen gerne helfen, die vielen Stellschrauben zu verstehen.
Diese extrem vielen notwendigen und auch kostenintensiven Maßnahmen zur Reduktion des Klimawandels: Können wir das wirtschaftlich schaffen? Keine Ahnung. Aber wir können es uns jedenfalls nicht leisten, so weiterzumachen wie bisher. Denn weiter wie bisher führt zu katastrophalen Auswirkungen, die höchstwahrscheinlich zum Zusammenbruch unserer gesellschaftlichen Ordnung und unserer Wirtschaft führen werden.
Also stellen wir mal das „Es soll alles nach Corona wieder so sein, wie zuvor“ zur Seite und überlegen, was wir wirklich, wirklich brauchen. Ziel sollte meines Erachtens eine nachhaltig stabile Lebensweise in Einklang mit unseren Lebensgrundlagen sein.
Für Nachhaltigkeit gibt es den Dreiklang aus
- Effizienz,
- Konsistenz und
- Suffizienz.
Effizienz bedeutet z.B. mit weniger Energie oder Rohstoffen das gleiche Endergebnis zu erreichen. Das können wir schon recht gut – und z. B. Digitalisierung kann dies oftmals unterstützen.
Konsistenz bedeutet z.B. Kohlestrom durch Strom aus Sonne oder Wind zu ersetzen. Dafür gibt es noch viel zu tun, um Elektroautos, Wärmepumpen und Stahlproduktion mit echt-grünem Strom zu versorgen. Der Strom beim Verbraucher ist jedenfalls genau der gleiche. Konsistenz bedeutet auch den Ersatz von Rohstoffen durch recycelte Abfallstoffe.
Suffizienz oder auch Genügsamkeit: Brauche ich z. B. wirklich dieses neue Produkt? Oder ist der Kauf nur eine Gewohnheit oder eine Kompensation für einen vermeidlichen Mangel? Bin ich vielleicht sogar glücklicher, wenn ich als Stadtbewohner:in ohne eigenes Auto lebe? Braucht wirklich jeder Haushalt seine eigene Bohrmaschine, die vielleicht nur alle 5 Jahre 10 Minuten lang benutzt wird? Wie wäre es stattdessen mit einer Gemeinschaftswerkstatt im Stadtviertel, wo man ggf. auch Werkzeuge ausleihen kann? Suffizienz bedeutet auch Abkehr von „Produzieren und Konsumieren“ als überspitzt formulierte Lebensaufgabe. Suffizienz kann auch ein Lob der Faulheit und Entschleunigung sein. Austausch und Zusammenarbeit mit anderen Menschen macht uns meistens Freude und gibt unserem Leben einen Sinn. Suffizienz kann also durchaus attraktiv gestaltet werden.
Für eine minimale ökologische Belastung ist vielleicht ein armer Obdachloser unter einer Brücke ideal. Kein Konsum, minimaler Verbrauch an Lebensmitteln und Energie. Aber ist das ein Leben in Würde? Selbstverständlich können und dürfen wir Energie und Rohstoffe nutzen, um das gemeinschaftliche, menschliche Leben so zu gestalten, dass Menschen sich wohlfühlen und möglichst glücklich fühlen. Und dabei schonend und positiv gestaltend mit den Ressourcen und Energien umgehen. Green Economy? Kreislaufwirtschaft? Ja, als erster Schritt. Aber auf Dauer fehlt mir da was: Der Mensch. Die Menschen und unsere Lebensgrundlage in Form von respektvollem Umgang mit unserem Planeten und all seinen belebten und unbelebten MitbewohnerInnen.
Unser jetziges Leben wird ziemlich stark von Wirtschaft und Finanzen geprägt. Und die jetzige Form deren Steuerung wirkt nicht sehr nachhaltig. Grenzenloses Wachstum in einem begrenztem System erscheint nicht logisch. Für eine nachhaltige Lebensweise brauchen wir daher auch Änderungen in unseren Regelungssystemen des Wirtschaftens und der Finanzen, also eine andere Ökonomie. Wir brauchen eine Ökonomie oder vielleicht besser Ökonomien, die das Wohlergehen der Gemeinschaft und das des Einzelnen unterstützen. Fertige, generell funktionierende ökonomische Systemmodelle dafür – also Best Practice – gibt es jedoch nicht.
Lasst uns akzeptieren, dass die Situation komplex ist, und wissen-schaftlich vorgehen: Das System des Wirtschaftens und der Zusammenarbeit verstehen lernen mittels kleiner Experimente. Sehen, was eine positive Wirkung entfaltet. Es gibt schon viele Vordenker:innen und Lösungsansätze für demokratisch-wirtschaftliche Regelsysteme wie u.a.:
- Gemeingüter-Regelungen (Elinor Ostrom u.a.)
- Gemeinwohl-Ökonomie (Christian Felber u.a.)
- Transition Town (Rob Hopkins u.a.)
- Donut-Ökonomie (Kate Raworth)
- Partizipative Entscheidungssyteme für Menschen und auch bei Herden und Schwärmen von Tieren
Auch wenn wir in einem vorgegeben (gesetzlichen) Rahmen des Wirtschaftens leben, so gibt es dennoch viele kleine Möglichkeiten, andere Formen der Ökonomie auszuprobieren und zu praktizieren. Für eine nachhaltigere, lebensbejahende Form des Zusammenlebens und -arbeitens. Zusammenarbeit erfolgt meist in Unternehmen bzw. Organisationen. Auch wenn es hier einen vorgegebenen gesetzlichen Rahmen gibt, sind ergänzende Ökonomie-Experimente möglich – und sinnvoll. Gerne unterstützen wir Sie beim Finden passender Experimente und Lösungswege.
Es wird spannend – in unserem Thriller. Wir haben jedenfalls Lust, an diesem Thriller mitzuwirken und ihn zu einem Happy End zu führen. Es muss ja nicht immer Mord und Totschlag sein. Vielleicht wird ja eine Love Story daraus …
Bis dahin teile doch bitte die Info über die Dringlichkeit z.B. durch dies Video von Ralph Ruthe: