Unternimm etwas und gründe!
Portland ist die Wiege der Maker-Bewegung, so meint zumindest BRIGITTE, mein Reiseziel für nächstes Jahr steht fest, da muss ich hin. Eine 600.000 Personenstadt mit vielen Gründern, kleinen Labels, winzige Boutiquen, Fahrradkurieren, Co-Workingspaces und – Werkstätten, die ihren Namen verdienen, wie es scheint. Lieber länger arbeiten und das eigene Ding machen, dabei man selbst bleiben und Ideen verwirklichen. Einst hatte Portland unter Hippies & Co. den Ruf, die günstige Alternative zum teurer werdenden San Francisco zu sein. Heute soll eine der progressivsten Städte der USA draus geworden sein.
Machen wir von Portland einen gewagten Sprung in unsere Heimatstadt Bielefeld, denn zur gründerfreundlichen Stadt am Teutoburger Wald im Sinne o.g. Kreativ-City ist es doch ein wenig hin. Trotzdem, auch hier tut sich etwas, hochgekrempelte Ärmel und gute Ideen sei Dank. Wir wollen auf diese Beispiele verweisen, da sie zeigen, Unzufriedenheit hat Wirkung, wenn diese in Ideenvielfalt und Handlung umgemünzt wird. Es lohnt sich, daraus etwas Gutes zu machen. Auch Lust auf Zukunft hat in unbefriedigenden Arbeitsbedingungen vor ca. 20 Jahren seine Wurzeln.
In der Tradition o.g. Maker-Bewegung, so haben wir gerade heute in der lokalen Presse gelesen, gibt es in unserer Stadt sogar einen Jeans-Hersteller, der in seinem Einfamilienhaus eine Manufaktur gegründet hat. Ich werde ihn einmal in den nächsten Tage besuchen. Und in der City ist seit August eine Nähstube eröffnet, geführt von Inka Buchner, in der Nähen gelernt und Stoff gekauft werden kann. Auch dahin wird mich als Hobbynäherin mein Weg gern führen. Dies ist schon die zweite Stube von Inka Buchner, insgesamt strebt die Gründerin 5 Filialen an. Ein eigenes Label gibt es auch schon: INKAS. Drücken wir die Daumen, die Zeit ist günstig fürs Selbermachen. Es gesellen sich in unserer Stadt, nicht nur in der Mitte, auch im Bielefelder Osten und Westen, wirklich einige ansprechende Manufakturen und Lädchen, Friseurstuben, die mehr als Haare schön machen, sondern so etwas wie ein sogenannter Dritter Ort sind, Begegnung und Lebensqualität bieten.
Allgegenwärtige Virtualität, Skandale über unerträgliche Fertigungs- und Arbeitsbedingungen, bringen die Bewegung des Selbermachens, Bewusstheit für faire Bedingungen des Wirtschaftens, für regionale Nähe und Konsumentenverantwortung voran. Wenn dann diese Firmen noch wirtschaftlich gut laufen und auch ihren Mitarbeitern ein menschliches und offenes Umfeld bieten, dann sind wir beim Triple-Win-Business angelangt: people – planet – profit. Das darf gern mehr werden! Was in Portland geht, kann doch auch in unserer Stadt, unserem Bundesland oder Staat funktionieren?
Wer noch weitere Anregungen braucht, um aus belastenden und unbefriedigenden Situationen etwas Gutes zu machen, der oder die darf gern auch stöbern in dem Buch von Kerstin Gernig, die 21 ungewöhnliche Unternehmer und ihre Erfolgsgeheimnisse vorstellt. Werde, was du kannst: Wie man ein ungewöhnlicher Unternehmer wird, so ihr Appell, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und Nischenmärke aufzutun.
Ganz zum Schluss entgegen allem Zukunftsskeptizismus folgender Gedanke: Wir können nichts dafür, dass wir in dieser Zeit leben. Und an diesem Platz. Es ist einfach so. Und es ist völlig in Ordnung, optimistisch, glücklich und lebensfroh zu sein. Für jeden, wenn es gelingt. Positive Grundhaltung, gute Konzepte, kreatives Korrigieren und Steuern, menschenfreundliches Wirtschaften bringen Wandel ins Geschehen und gute und auch mal nicht so gute Ideen voran. Den Rest erledigt die Evolution, d.h. die Wechselwirkungen all unserer individuellen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Strömungen und Entscheidungen sorgen dafür, jenes am Leben zu lassen, was gerade machbar ist. Alles ist im Fluss und völlig in Ordnung, wenn wir versuchen, unseren Beitrag für einen positiven Unterschied zu leisten.
Schlimmstenfalls scheitern wir, lernen daraus, setzen die rote Nase auf und fangen einfach etwas anderes an. Authentisch, mutig, konstruktiv.