Veränderung begreifen

Veränderung überkommt uns

Corona als weltumfassendes Beispiel hat uns gezeigt, etwas bricht – ungefragt – in unser Leben ein und wir werden mit Macht aus üblichen Routinen geworfen. Sei es, weil eine schwere Erkrankung uns ins Bett oder Krankenhaus zwingt, ein Unternehmen die Pforten schließt oder weil ein Virus uns derart ängstigt, dass wir nicht mehr vor die Türe treten. Ob freiwillig oder verordnet.

"Veränderung begreifen" bedeutet an dieser Stelle, nichts kommt wirklich über Nacht. Da alles miteinander verbunden ist, Körper, Seele, Geist genauso wie die Weltgemeinschaft über Flughäfen oder nicht durch Landesgrenzen aufzuhaltende Naturprozesse (Wind, Wasser, Wetter, Zersetzung, Entstehung neuen Lebens). Alles ist stetig in Bewegung. Mit disruptiven Veränderungen ist also zu rechnen.

Veränderung ist immer

Halten wir an und schauen zurück, eröffnen ein großes Bild der Zusammenhänge, dann erahnen wir, trotz aller Komplexität, dass der Körper schon vor langer Zeit erste Zeichen der Überforderung sendete, Märkte sich für Unternehmen veränderten oder die Natur darauf verwies, mit massiven Eingriffen in ihre irdische Lebensbalance nicht mehr zurechtzukommen. Veränderung ist also immer. Und es ist an uns, rechtzeitig auf Ist-Zustände zu schauen. Ganz gleich, ob als Einzelperson in Form einer Auszeit oder mit etablierter „Inner Work“ oder über regelmäßige Boxenstopps fürsorglich auf die Gesundheit von Teams oder Unternehmen zu blicken.

Wir und unsere Wirklichkeit bestehen aus Sternenstaub. Und wenn unsere Seele ihren körperlichen Reisegefährten verlässt, dann werden wir wieder zu diesem. Oder eben Erdenstaub. (Fast) kein Gegenstand hält ewig, sogar lästiges Plastik oder strahlender Atommüll verfallen irgendwann in die kleinsten Bestandteile, wenn auch sehr, sehr spät.

Doch trotz dieses Wissens um Werden und Vergehen lieben unsere Hirne lineares Denken. Einmal erschaffen, so soll es bleiben. Quirlige Wirklichkeit auf diesem Erdenball von Erschaffen und Zerstören, Begegnen und Trennen, von Geburt und Sterben, gesund und krank blenden wir gern aus. Folgende Frage bleibt oft unbeantwortet: Wenn sich etwas in meiner Wirklichkeit verändert, wie sehen dann die Wechselwirkungen aus? In einer stark vernetzten Welt spüren wir diese global! Jule Verne reiste in 80 Tagen rund um die Welt, COVID19 schaffte es in gut 40 Tagen.

Ebenen von Veränderung

Veränderung erfolgt sowohl auf materieller Ebene als auch jenen von Wahrnehmung, Bewertung, des Handelns und des sich Organisierens. Insbesondere technologische Weiterentwicklungen, z.B. Digitalisierung oder K.I., machen neue Weltsichten möglich aber auch nötig, um ob entstehender Wirkungen handlungsfähig zu bleiben. Plötzlich brechen neue Sichtweisen in einigen wackeren Hirnen und Herzen durch, Sprache verändert sich, neue Worte werden geboren. Das nennt man und frau Disruption. Muster der Veränderung werden beschreib- und vermittelbar. Zusammenhänge neu verstanden. So wurde vor 40 Jahren systemisches Verständnis eher der Kybernetik oder den Weisheitstraditionen zugeordnet, heute ist es in vielen gesellschaftlichen Bereichen salonfähig geworden. Das Bonmot vom „Wandel als einzige Konstante“ ist disruptive Erkenntnis.

Veränderung gestalten

Wie kommen wir dann von veränderten Weltsichten zu dazu passenden Strukturen und Formen der Ordnung und Organisation? Ganz gleich, ob im persönlichen Leben oder als Schule, Unternehmen, Kommune oder Nation? Das ist nicht einfach.

Maren Urner und ihr Mitautor Felix Austen formulierten in ihrem Buch „Globaler Klima Notstand“ die hängenbleibende Polarität von Design oder Desaster. Exakt. Wir können die Dinge laufen lassen und sehen, was dabei herauskommt. Inklusive aller Krisen und Zwischenformen auf dem Weg zu neuer Balance. Oder wir versuchen, individuelle und kollektive Intelligenz und Reifung zu nutzen für Neues. Tragfähiges. Pilotprojekte. Um Abstürze und Zusammenbrüche zu mindern.

Veränderung braucht Liebe

Für dieses „Neue“ ist es so wichtig, von Beispielen, in denen Menschen Neues probieren, zu erzählen, diese zu bestaunen, wertzuschätzen und davon zu lernen. Und diese nicht zu verspotten, zu trivialisieren oder zu zerstückeln mit grober Kritik. Neue disruptive Beispiele schütteln unsere neurologischen Wahrnehmungsfilter durcheinander und sensibilisieren für Möglichkeiten. Was im „alten Denken“ als Verzicht oder Last markiert ist, kann sich durch eine veränderte Brille auflösen, keine Rolle mehr spielen. Die Botschaft der Krankheit begrüßen, Geschäftsmodelle neu formulieren oder die Natur in ihrer Sprache verstehen, allesamt Wege, um Türen zum Neuen zu öffnen.

Mit Zuversicht, Klugheit und Zuneigung sich des Lebens, unserer Projekte, Nachbarschaften aber auch Weltgemeinschaft zu widmen, macht konstruktive Veränderung aus. In Liebe. Was nichts anderes meint, als sich für das Leben zu entscheiden in seiner Komplexität aber auch Verletzlichkeit und mit seinem Wunder. Am eigenen Platze einen Beitrag zu leisten mit dem Blick auf das Ganze und die Zukunft unserer Kinder. So entsteht Neues, aus Begegnung und bestenfalls Liebe. Das ist Evolution.

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