Vom Selber-Denken, Kurz-Meditation und dem inneren Arzt

BuchcoverAls erstes einmal sei das deutschsprachige Büchlein One Moment Meditation: Stille in einer hektischen Welt erwähnt. Eine super Einladung von Martin Boroson, sich an die 1-Minuten-Meditation heran zu machen. Selber habe ich diese kleine Momenteinkehr in mein Leben seit einiger Zeit integriert und empfehle sie auch gern unseren KundInnen. Was kann alles möglich werden, wenn wir - wie in diesem netten Film illustriert - uns ab und an ausklinken und in diesen kurzen inneren Moment gehen?

Das Leben darf weiter gehen und wir erkennen womöglich, dass wir die Wahl besitzen.

Die Wahl unserer Gedanken, Bewertungen, Gefühle und Handlungen. Wir müssen nicht zornig werden. Oder sorgenvoll. Wir müssen uns nicht in Frage stellen. Oder andere anklagen. Wir können einfach SEIN: und dann weitermachen. Dinge sind vorbei. Oder auch nicht. Wählen Sie bewusst! Diese Form des selbstbewussten Umgangs mit sich selbst, den Emotionen und Handlungen ist für uns auch ein Teil von Kultur21. Damit wir zu einer guten Version unseres Selbst werden. Auch im Miteinander.

Kommen wir nun von der meditativen Einkehr hin zur aktiven Nutzung unseres Denkorgans. Zwischen unseren beiden Ohren geht es derweilen gar nicht so kreativ zu. Nein, wir greifen ratzfatz womöglich auf ehemals bewährte Strategien zurück, da wir damit einmal gute Erfahrungen gemacht haben. Meint zumindest die Amygdala, gehirntechnisch unsere schnelle Bewerterin eingehender Nachrichten. Oder auch das Bauchgefühl. Und kognitiv exakt abgelegte Best Practice Beispiele. Allerdings ist das nicht immer förderlich, denn gerade jene alten Strategien haben wir zulange genutzt und nicht mitbekommen, dass unsere gegenwärtigen Probleme womöglich gerade auf jene ehemals hilfreich erscheinende Wege zurückzuführen sind. So sind die Mayas untergegangen und womöglich auch Herr und Frau Mustermann. Ein Gläschen Wein hilft, um runter zu kommen. Aber immer und ständig, um abzurutschen. Ein bisschen mehr Ranklotzen ermöglicht, erfolgreich eine Durststrecke zu überwinden, aber als ständige Strategie gehen wir unter in der Überforderung. Bananen für Viele kurbelte die Wirtschaft an, billige Bananen für jeden und immer führt zu Kollpas von Landarbeiter und Land.

BuchcoverDeshalb ermuntert uns Harald Welzer – auch Autor von FutureZwei – mit seiner Anleitung zum Widerstand zum Selbst Denken. Und zur Langzeitperspektive. Die Zeichen sind zahlreich, dass wir mit egozentrischen, kurzfristigen und einseitig dem Gewinn verschriebenen Bestrebungen an unserer Existenz sägen. Welzer zeigt auf, wie das vermeintlich so moderne 21. Jahrhundert mit seinen Globalisierungsbestrebungen nicht nur zur Ver- sondern auch Entnetzung führt. Damit ist gemeint, dass die Folgen exzessiver Nutzung unserer Ressourcen dort bleiben, wo sie auftauchen. Obwohl global verursacht: Überschwemmungen in Indien, Verwüstung am Mittelmeer, Erwärmung am Nordpol, Auftauen des Permafrostes in der Mongolei und so weiter. Eine menschlich-soziale und ökologische Katastrophe. Und ein Pulverfass für den Frieden. So ist es nur konsequent, dass uns der Autor eine Reihe von Personen vorstellt, welche „selbst gedacht“ haben. Und Ideen ins Leben gebracht haben, welche weg vom Wachstum und hin zur Kultivierung unseres menschlichen Lebens gehen. In unserer Terminologie: Phantasietraining für gelebte Kultur21.

Es geht nicht um Konsum, sondern um „Glück“. Und um das Training unserer Phantasie!

BuchcoverStichwort „Glück“ leitet mich zur letzten Lektüre. Sabine Goette, sowohl Journalistin, Autorin als auch Filmemacherin, hatte mit ihrem Team 2011 wohl den Nerv der Zeit getroffen mit dem Dokumentarfilm Die Heilkraft des inneren Arztes. Daher will sie weitergehende Informationen zum Film mit diesem gleichnamigen Buch bieten. Wie mir beim Lesen der ersten Seiten des Buches auffiel, habe auch ich damals diese Sendung gesehen. Sowohl im Film als auch im Buch folgt Goette der Fragestellung: Was kann ich selbst tun, um wieder gesund zu werden oder zumindest Linderung herbeizuführen? Was hilft, psychische Resilienz und körperliche Kohärenz zu stärken, also jene Widerstandskräfte, welche uns lange und gesund leben lassen trotz eines Lebens mit seinen Herausforderungen? Wirklich spannend hier die Einladung zum Perspektivwechsel, nicht neu aber oftmals vergessen:

Niemand kann einen anderen Menschen gesund machen.

Jede Heilung ist Selbstheilung. Die therapeutische Kunst besteht darin, diese Selbstheilung zu unterstützen. So wundert es nicht, dass förderliche Praxis sich sowohl um Körper als auch Seele und Geist kümmert. Aus den reichhaltigen Anregungen aus Wissenschaft und Praxis zum Thema sei hier nur abschließend ein Hinweis auf das Thema „Glück“ erlaubt: Wenn es gelingt, Veränderungen als einen wesentlichen Teil des Lebens zu begreifen, begegnen wir Stress und Veränderung konstruktiver.

Dauerglück macht nicht glücklich.

Sondern das Einssein mit den Einzelheiten des Lebens, gleich ob schlecht oder gut. Meinte jedenfalls Mihály Csíkszentmihályi. Und er als Glücksforscher müsste sich doch auskennen, oder?

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