WdM 1: Taylor, Fayol und Ford
Einleitung
Das Thema Zusammenarbeit beschäftigt uns bei Lust auf Zukunft schon lange. In letzter Zeit habe ich mich in diesen Zusammenhang intensiver mit Management beschäftigt. Schließlich soll Management ja die Zusammenarbeit unterstützen.
Management ist heutzutage nicht gerade beliebt. Manager und Unternehmensberater haben ein ähnlich schlechtes Renommee wie Gebrauchtwagenhändler und Politiker. Menschen verbringen lieber Zeit mit ihren Freunden, Kinder, ja sogar lieber allein mit sich selbst als mit ihrem Chef. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, es zeigt nur eine gewisse Tendenz. Mit dem Management läuft also oftmals was ziemlich schief!
Und ja, es gibt Alternativen: Die Entwicklung geht weiter. Es gibt berechtigte Hoffnung auf eine zeitgemäße und menschengerechte Form des Managements und der Zusammenarbeit. In lockerer Folge werde ich in nächster Zeit das Ergebnis meiner Recherchen und Gedanken hier darlegen. Bleiben Sie dran …
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Die Anfänge des Managements: Frederick Taylor
Als Gründer der Arbeitswissenschaften gilt Frederick Winslow Taylor. Seine Gedanken, die er in seinem Buch „The Principles of Scientic Management“ 1915 festhielt, prägen noch heute das Management. Es lohnt sich also ein näherer Blick auf den „Erfinder“ des Managements.
Frederick Taylor, geboren 1856 in Pennsilvania, USA, lernte zunächst Werkzeugmacher, musste sich aber zunächst als einfacher Arbeiter in einem Stahlwerk – der amerikanischen Version der Krupp-Werke – durchschlagen, konnte sich aber schnell hoch arbeiten zum Meister, machte dann per Fernstudium (!) 1883 seinen Ingenieurabschluss. Er wurde dann schnell Leitender Ingenieur. Neben technischen Erfindungen – etliche Patente – entwickelte er sein Konzept des Scientific Management:
- Strenge personelle Trennung von ausführender und planender Arbeit
- Zeitstudien zur Ablaufverbesserung und Ermittlung von Vorgabezeiten
- Differential-Lohnsystem
- Vorgaben des täglichen Arbeitspensums
- Funktionsmeistersystem – Experten für einzelne Arbeitsbereiche/Tätigkeiten
Zwar wird das Vorgehen von Taylor streng wissenschaftlichen Kriterien nicht gerecht, aber das Erstellen von hypothetischen Lösungen und die experimentelle, messtechnische Überprüfung war bezogen auf Arbeitsprozesse neu und zumindest an der wissenschaftlichen Methodik orientiert.
Taylors Vorgehen führte zu immensen Effizienzsteigerungen in der Produktion: Höhere Quantität in kürzerer Arbeitszeit und somit starke Gewinnsteigerung für das Unternehmen. Taylors Wunsch „Wohlstand für Alle“ war wohl nicht der Wunsch der Arbeitgeber, so dass Taylor öfter mal die Fabrik wechseln musste. Später arbeitete er als Unternehmensberater. Unter anderem zusammen mit Henry Gantt, einem der Väter der heute verbreitetsten Form des Projektmanagements.
Heute, 100 Jahre nach der Veröffentlichung von „Scientific Management“ merkt man in vielen Betrieben immer noch das Gedankengut von Taylor: Es wird unterschieden zwischen Arbeitern und Angestellten. Und irgendwie wirkt auch heute noch manchmal das Management isoliert gegenüber den (gewerblichen) Mitarbeitern.
Henri Fayol
Parallel und unabhängig von Taylor entwickelte der Franzose Henri Fayol, geboren 1841 in Konstantinopel, seine Management- und Verwaltungslehre, die er 1916 in „Administration Industrielle et Générale“ veröffentlichte. Er beschreibt darin die Einlinienorganisation – die klassische, strikte, hierarchische Organisation, bei der Jeder genau einen Vorgesetzten hat. Die Kommunikation läuft idealtypisch ausschließlich vertikal über die Linien des Organigramms. Ein Organisationsmodell, das auch heute noch vielfach als Normalform für ein Unternehmen betrachtet wird.
Fayol gliedert die Aufgaben des Managements so - klingt auch heute noch sehr vertraut:
- Vorschau und Planung (prévoir)
- Organisation (organiser)
- Leitung (commander)
- Koordination (coordonner)
- Kontrolle (contrôler)
Im Gegensatz zu Fayols Einlinienorganisation setzte Taylor mit seinem Funktionsmeistermodell auf die Mehrlinienorganisation: Mehrere Funktionsmeister sollten dem Arbeiter fachliche Anweisungen geben für die Ausführung der Arbeit.
Henry Ford
Bekannt wurde Taylors Management bzw. der daraus entstandende Taylorismus durch die Ford Motor Company. Henry Ford, geboren 1863 in Michigan, USA, war mehrere Jahre bei Thomas Alva Edisons Edison Illuminating Company als Chefingieur angestellt und experimentierte nebenher an neuen Verbrennungsmotoren. In seiner 1903 gegründeten Ford Motor Company beteiligte er sich selbst an den Experimenten zur Arbeitsoptimierung, in dem er das halbfertige Fahrzeug von einer Arbeitsstation zur nächsten zog - so zumindest auf einem Film aus den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Als sich diese Fließfertigung gut bewährte, wurde in entsprechende Fördertechnik – das Fließband – investiert. Ab 1913 wurde bei Ford am Fließband gefertigt.
Tätigkeiten wurden in einzelne kleine Arbeitsschritte zerlegt - dies wäre vermutlich nicht mehr so ganz im Sinne von Frederick Taylor. Diese kleinen Arbeitsschritte waren dann so simpel, dass sie schnell von angelernten Arbeitern ausgeführt werden konnten. Die Zykluszeit, nach der sich die Arbeit jeweils wiederholte, betrug nur wenige Sekunden. Auf diese Weise konnte die Produktionszeit pro Fahrzeug radikal reduziert werden.
Es gab jedoch ein Problem: Die Arbeiter waren mit der sehr monotonen Arbeit auf Dauer nicht einverstanden – unmenschlich. Henry Ford bekam Probleme, genügend Arbeitskräfte zu bekommen. So erinnerte er sich dann wohl an Taylors „Wohlstand für Alle“ und verdoppelte (!) 1914 das Einkommen seiner Arbeiter. Nun reichte es nicht nur für das Existenzminimum, sondern die Arbeiter konnten etwas sparen und sich schließlich eines der von ihnen gebauten Autos selbst kaufen. Dafür waren sie dann auch gerne bereit, eine extrem monotone Tätigkeit zu machen. Ford produzierte nicht nur sehr günstige Autos für die amerikanische Bevölkerung in Stadt und Land, sondern machte seine Arbeiter auch zu seinen Kunden.
Ford wurde zum großen Vorbild für die Industrieproduktion.