WdM 4: Management 4.0 und der Entwicklungsprozess
Im vierten Teil dieser Reihe an Blogbeiträgen zum Wandel des Managements geht es um noch relativ selten anzutreffende Versionen des Managements, die aber in Zukunft eine größere Bedeutung bekommen werden: Offene, netzwerkartige Formen der Zusammenarbeit. Und Parallelen zwischen der Management-Entwicklung und der Entwicklung menschlicher Gesellschaften werden anhand von Spiral Dynamics werden aufgezeigt.
Management 4.0: offen und fluid
Bei höheren Anforderungen an die Kreativität, Prozessen oder Produkten höherer Komplexität, vielleicht sogar chaotischen Aufgabestellungen und bei Menschen, die ihre Unabhängigkeit lieben, lohnt sich vielleicht ein Blick auf das nächste Modell: Management 4.0.
In unserem Sandmodell ist Management 4.0 ist etwas unförmig, ähnlich einer Amöbe. Man weiß nicht so genau, wohin es sich bewegen wird. Die Amöbe sucht rundherum nach Nahrung – und bewegt sich dahin, wo es etwas zu holen ist. Die Grenzen sind weich – der Ein- und Ausstieg in unser Management 4.0 Modell ist leicht möglich. Der Kunde wirkt aktiv in der Organisation mit. Der Chef ist ebenso Mitwirkender. Er ist eher Sprecher und vielleicht auch Moderator. Und er ist vielleicht nur ein Sprecher/Moderator auf kurze Zeit. Bei einem anderen Aspekt übernimmt vielleicht eine andere Person diese Rolle. Alles ist im Fluss!
Also ein richtiger Chaotenhaufen? Der nichts geregelt bekommt? Nein, es gibt schon einige Regeln und Vereinbarungen – ohne die geht es nicht. Anweisungen und Delegation spielen allerdings keine Rolle mehr. Die Grundstruktur ist demokratisch. Vereinbarungen bestimmen die Zusammenarbeit. Transparenz und Dialog sind entscheidend.
Gibt es Beispiele dafür? Ja, aber diesmal nur ein vielleicht zukünftiger Autohersteller: Google. Ich denke, Google kann man schon in vielen Aspekten – aber keineswegs in allen – als Unternehmen des Managements 4.0 ansehen. Und in ein paar Jahren will Google autonom fahrende Fahrzeuge in Serie auf die Straßen bringen, könnte also Autohersteller werden.
Ein anderes Beispiel mit gut 3.000 festen Mitarbeitern und 10.000 „Leiharbeitern“ – nennen wir sie doch besser Gastwissenschaftler: Das CERN. Hoch qualifizierte Wissenschaftler und Techniker arbeiten an der wohl komplexesten Maschine auf unserem Planeten.
Beim CERN gilt: Jeder hat 1 Stimme. Koordiniert wird durch Dialog und Überzeugung. Es gibt keinen Durchgriff von „oben“ nach „unten“. Und dennoch bedarf es exakter Pläne, wer wann wo was macht. Bevor man irgendwas macht, soll man sich das gut überlegen, so dass man dieses Vorgehen bei Bedarf rechtfertigen kann. Wichtig ist, dass man nicht denselben Fehler zweimal macht. Hierarchie wird zur Koordinierung genutzt, nicht zur Machtausübung.
Da die Zusammenarbeit beim CERN nicht nur lokal vor Ort funktioniert, sondern global, entwickelte Tim Berners-Lee 1990 das World Wide Web – ohne das es diesen Blog auch nicht gäbe. Kreative „Spielräume“ sind wichtig, um in so offenen Organisationen neue Wege zu entdecken.
Weitere Beispiele für Unternehmen mit Management 4.0: IDEO – eine internationale Design- und Innovationsberatung aus Kalifornien – oder die Synaxon AG – IT-Handelsunternehmen in Schloß Holte-Stukenbrock. Und – etwas kleiner – Lust auf Zukunft.
Der Entwicklungsprozess von Management 1.0 bis 4.0
Wir haben nun die aktuellen Versionen des Managements kennen gelernt. Steckt vielleicht ein System, eine Struktur der Entwicklung dahinter? Wie wäre es mit dieser Matrix?
Durch diese Matrix wird der Paradigmenwechsel zwischen Management 2.0 und 3.0 sehr deutlich. Die Farben entsprechen denen von Spiral Dynamics, einem Modell von Don Beck und Chris Cowan, basierend auf Gedanken von Clare W. Graves. Spiral Dynamics versucht, die Entwicklung menschlicher Gemeinschaften zu beschreiben. Und Unternehmen sind ja auch menschliche Gemeinschaften.