Wenn die Zündschnüre der Belastbarkeit kürzer werden …

Achtung, Eskalationsgefahr

Vermeidung bzw. Flucht ist eine beliebte Stressreaktion unseres Denkorgans. Die anderen sind Angriff, ins Drama gehen oder Tot-stellen. Und dem Hirn folgt i.d.R. die gesamte Persönlichkeit, es sei denn, wir sind trainiert und haben stressresistente Verhaltensweisen etabliert. So wie Notfallsanitäter:innen. Stressreaktionen werden vorbewusst ausgelöst vom Mandelkernzentrum in unserem Hirn, der Amygdala, deutlich bevor wir denken können. Zack, Schalter umgelegt.

Diese Reaktionen wollen letztendlich Leben schützen, unser Leben. Sie halten aus Gefahrenzonen heraus, machen unattraktiv als Fressbeute - da wir bereits wie tot erscheinen. Oder unser Angriffsgeist verteidigt uns oder andere gegen äußere Gefahren. Soweit zur Steinzeitbiologie.

Ach, noch eines!

Das Steinzeithirn hat zugleich das Negative Denken, den negative bias, kultiviert. Folgendes kennst du sicherlich: 9 von 10 Personen waren mit deiner Leistung sehr zufrieden, eine Person traut sich, etwas zu bekritteln. Was klingt nach in uns, insbesondere gerne in der Nacht? Genau, die eine kritische Stimme. Das nervt nicht nur mit schlechtem Schlaf, Selbstzweifeln und geschmälerter Leistungsfähigkeit, sondern lenkt als kognitive Verzerrung den Fokus immer wieder zurück auf diese Kritik. Alles andere muss mühsam wieder frei geklopft werden. Die Motivation der Biologie dahinter lässt sich erneut erahnen: Lebenserhalt, Feinde erkennen, soziales Umfeld sichern.

Hält der Stress an, geraten wir leider in einen Teufelskreis des Negativen. So verlieren wir Zugang zu kreativen Lösungen, zu Leichtigkeit oder auch ab und an angebrachtem Humor.

Bei medialer Dauerüberflutung über Kriegswirren, Viren oder Klimadruck in dieser Welt, in krisenhaften beruflichen oder privaten Zeiten oder gesellschaftlichen Epochen mit hohem Veränderungsdruck, geraten viele von uns Zeitgenossen in einen Stresstunnel, welcher uns womöglich gar nicht bewusst ist (wir werden bei Dauerstress sogar süchtig nach den Stresshormonen und kommen aus der Aufregernummer gar nicht mehr richtig heraus). Ja, dann sind auf einmal alle um uns herum „unmöglich“, „komisch“, „hysterisch“ oder was auch immer (Alle anderen – und nur wir nicht?).

Sie werden kurz, die persönlichen Zündschnüre und die anderen oder wir – explodieren. Reinigendes Gewitter? Oder schlechte Stimmung? Krieg? Das kommt dann darauf an. Auf die Tragfähigkeit der Beziehungen, auf unsere sozialen Fähigkeiten des Abgrenzens, Verzeihens und unsere Kontakt- und Kommunikationskunst. Auf unsere Selbstregulationsfähigkeiten.

Hilfreich kann es also sein, zumindest die Notfallregeln ins eigene Tun zu integrieren:

  1. Ruhe bewahren.
  2. Kompetenz ausstrahlen.
  3. Ggf. Hilfe holen.

Lettering Maßnahmen gegen Stress

Panikattacken, klare Positionsklärungen, Protestäußerungen sind ja nicht nur schlecht, sondern auch natürlich und gesund. Nur als Dauerstate eben nicht. Sie belasten uns und unsere Beziehungen. Im direkten aber auch gesellschaftlichen Umfeld. Dauerstress macht krank.

Unser Steinzeithirn hat also noch Luft nach oben.

Es könnte sich im systemischen Blick üben und neue Wege finden, mit komplexen Situationen umzugehen. Sich fokussieren und unterscheiden lernen, was JETZT wichtig ist und was eher nicht. Es könnte verstehen, das Wirklichkeit immer konstruiert ist. Und dass wir es in der Hand haben, welche Geschichten wir uns erzählen und auch ermöglichen. Auch wäre es eine tolle Kompetenz, darum zu wissen, wie wir uns beruhigen, in die eigene Mitte kommen können. Nicht für immer als Schlaftablette, sondern zwecks Unterbrechung des Teufelskreises namens Stress und zum Ausbau persönlicher Handlungs- und Lebenskompetenzen.

In einer Welt unter starkem Wandlungsdruck kommt es darauf an, bewusst mit dem Leben und seinen Erscheinungen umzugehen. Eher dialogisch und mit der Absicht eines friedlichen, gesunden und demokratischen Miteinanders und dort wo es möglich ist, NEUE Szenarien und Lösungen zu kreieren, neue Geschichten verwirklichen.

Gemeinsam

"Geschichten des Guten", des Gemeinwohles, nicht jene des Bekämpfens, Verlierens und Gewinnens. Letzteres ist und wäre nach meinem Verständnis Zeitenwende zurück ins Primitive, nicht ins Evolutionäre.

Wir Menschen müssten doch mehr drauf haben, oder?

 

Apropo Hilfe holen! KLARA bietet Konfliktklärung und -lösung, Mediation für Einzelpersonen, Paare, Teams und Firmen an. Und auch „Inseln des Guten“. Letzteres sind moderierte Entwicklungs- und Zukunftsworkshops von mindestens 3 Zeitstunden. Der gelenkte Prozess bietet Raum für respektvolle Begegnung, Dialog und kokreative Visions- und Ideenentwicklung.

Denn eine gute und gesunde Entwicklung beginnt mit Dialog, Kontakt und Spürsinn, nicht mit mehr desselben oder Rückwärtswenden. Für dich persönlich, in euren Teams, Unternehmungen oder weiteren sozialen Bezügen.

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