Wenn unsere Saat aufgeht …
Waren die ersten 10 Jahre unseres selbständigen Tuns davon geprägt, Selbstorganisationsfähigkeiten vorwiegend Einzelner zu stärken, NLP zu vermitteln und den Schalter in Richtung eines konstruktiven Modells der Welt zu legen (sozusagen die Resilienz von Menschen zu fördern), hat sich mittlerweile der Schwerpunkt verlagert in Richtung Zukunftsgestaltung auch von Organisationen. Schwerpunkt ist dabei das konstruktive Zusammenwirken.
Also, angenommen, nur mal angenommen, die Saat unseres Handelns würde aufgehen und sich zeigen durch Haltung und Handlung, ja eventuell sogar durch Struktur in der Welt, dann könnten wir womöglich folgendes beobachten:
Ein Planet sagt zum anderen: „Du hast Menschen? Du hast es gut! Sie pflegen dich, sind eins mit der Vielfalt deiner Bewohner, dein Fell glänzt und du hörst ihr freudiges Gelächter und liebevolles Gesumme, welches bis weit hinein in die Unendlichkeit klingt.“
Dann sind sich Menschen ihrer Wirkungen bewusst, die sie durch Gedanken, Handlungen, Stimmungen erzeugen. Sie fühlen und agieren systemisch und generativ, im Einklang mit der Natur und den nachfolgenden Generationen. Es geht nicht mehr Wachstum, sondern um das Gedeihen und lebenswerte Miteinander von Mensch, Kreatur und Planet.
In den Familien gibt es Zeit und Raum für Begegnung. Das Leben an sich ist wieder in den Mittelpunkt, Materielles in seiner Bedeutung nach hinten gerückt. Arbeit, Lernen, Leben sind nicht mehr in der Strenge voneinander getrennt. Jeder kann sich entfalten und auch Raum für das Miteinander gegeben ist. Das Modell der außerhäusigen 8-Stunden-Arbeitsschicht gehört der Vergangenheit an.
Familien- und auch Beziehungsarbeit sind (wieder) anerkannt als wertschöpfende Tätigkeiten. „Kümmern“ wird nicht nur delegiert an professionelle Institutionen. Schon kleine Kinder erlernen im Kindergarten, sich selbst zu verstehen und zum Ausdruck zu bringen. Sie wissen, was sie gern tun und bleiben wissbegierig und interessiert. Nicht nur fachliche sondern auch persönliche und emotionale Bildung haben einen hohen Stellenwert.
Firmen bevorzugen eine offene Arbeits- und Kommunikationskultur. Es wird auf Augenhöhe und fachlich versiert diskutiert, entschieden und entwickelt. Alte Formen des Anweisens oder Abstrafens sind so gut wie ausgestorben.
Arbeits- und Lebenswelten vermischen sich, lassen biografische Rhythmen zu. Menschen bringen sich ein und übernehmen Verantwortung. Da es insgesamt flexibler geworden ist, wechseln Menschen auch gern ihren Arbeitsplatz. Das stärkt die Vitalitätskräfte eines Unternehmens und auch der Gesellschaft, fördert persönliche Entwicklung. Frische Perspektiven sind erwünscht und möglich, gekränkte Eitelkeiten und deren blockierende Wirkung werden weniger. Klar, wird auch gestritten und haben Menschen Konflikte und erleben Krisen, das ist menschlich. Nur ist es fast Allgemeingut zu wissen, dass dies belebende Botschafter sind.
Während eines Arbeitslebens besitzen Mitarbeiter die Möglichkeit, nach Wunsch Sabbaticals zu absolvieren. Kluge Systeme helfen, finanzielle Freiheit währenddessen und den Arbeitsplatz danach in Aussicht zu stellen. Rückkehrer der Auszeit organisieren gern kleine Feste und informieren ihre Nachbarn, Familienmitglieder, Freunde und Kollegen über ihre Erfahrungen. Kreative Ideen- und Zukunftsschmieden sind normal, sowohl betrieblich als auch privat und nachbarschaftlich. Die Meme der Open-Space-Kultur haben sich etabliert, Wissen um die Magie des Momentes und des Gemeinsamen ist den Menschen präsent.
Diese offene Kultur des punktuellen Vernetzens, des co-kreativen Tuns hat sich etabliert. Aber auch Individuelles darf und soll sein. So finden Menschen Verständnis, wenn sie sich als Partner, Familienmitglied, Kollege für eine Weile herausziehen. Es ist ein Teil ihres Selbstverständnisses, dass Ein- und Abkehr eher persönlicher Psychohygiene und Reifung gilt und keine Absage an das soziale Umfeld ist. Klar, sind die Menschen auch mal pikiert oder verstimmt bis zornig, nur können sie es eher bei der Person lassen und stellen sich selbst nicht dadurch in Frage!
Stadtteile sind lebendig geworden, attraktiv, kaum einer möchte mehr im klassischen Einfamilienhaus am Stadtrand wohnen. Im Quartier findet Begegnung zwischen Kulturen, Generationen, Talenten, Geschlechtern und Religionen statt. Gelebte Vielfalt ist selbstverständlich und sehr geschätzt. Jung und Alt, man und frau bringen eigene Themen vor, finden Mitmachende und erhalten Impulse von anderen. Miteinander zu leben ist herausfordernd aber natürlich geworden. Dinge des täglichen Lebens wie Geschäfte, Gesundheitsdienstleister, Bildung, Kultur sind nah und griffbereit. Auch in kleinen ehemals verwaisten Orten, ist die Entwicklung von Infrastruktur vorrangiges Anliegen.
Insgesamt bietet das Warenangebot Qualität, kluge und überraschende Funktion, Triple-Win durch Produktion, Vertrieb und Nutzung sowie Ästhetik. Es geht nicht mehr um größer, schöner, Überfluss. Die Abkehr von der Produktion fabrikneuen Sperrmülls und die Hinwendung zu ökologisch erfreulichen Produkten lässt die bunte Vielfalt örtlicher Unternehmerschaft aufblühen. Unternehmen werden dafür belohnt, wenn sie regional, systemisch und nachhaltig denken und handeln.
Städte leben ihr USP und stehen für bestimmte Produkt- oder Dienstlesitsungslinien. Und auch Mobilität orientiert sich an Teilhabegerechtigkeit, Ökologie, Nachhaltigkeit und Praktikabilität.
Soziale Arbeit konzentriert sich auf die Förderung von Selbsthilfe. Soziale Koordinatoren sind wichtige Größen im Quartier. Es wird gern gemeinsam gelacht und Musik gemacht. Auch getrauert und geholfen. Gestaltet und gefeiert.
Wettbewerb ist gewünscht. Unternehmertum – auch das kleine – bleibt eine wichtige Quelle für Innovation und Weiterentwicklung. Daher sind Gründerschmieden oder -Garagen an der Tagesordnung. Unternehmen machen Gewinne und leben ihre soziale Verantwortung.
Wenn unser Anteil an der Saat aufgeht, …
… dann können mehr Menschen miteinander Konflikte lösen. Sie sind sich selbst bewusst und kommen sich auf die Schliche, was eigene Anteile sind und WIE genau sie Konflikte verursachen. Konflikte werden wertgeschätzt und willkommen geheißen, schließlich sind sie und ihre großen Schwestern, die Krisen, Hebammen des Neuen, welches in die Welt will.
Gewachsenes Selbstbewusstsein führt dazu, dass Konflikt- und Streitfälle sinken. Schon Kinder üben sich in menschlichen Weisheitstraditionen. Loslassen, Perspektiven wechseln, allparteiliche Lösungen finden, aber auch sich selbst behaupten, in den Diskurs gehen, gehören zu ihren Basiskompetenzen.
Schulen sind keine Institutionen des Paukens und Er-„Ziehen“s junger Menschen, sondern Stätten des Entfaltens und natürlichens Lernens. Lernen findet eingebettet im Leben statt, auch durch praktisches Tun, Projekte und sinnstiftende Aktivitäten. Die Begleitung der Lernenden setzt auf Selbstorganisation und die Profis sind Wegbegleiter, welche in positive Beziehung gehen zu den jungen Menschen. Alle lernen letztendlich auch voneinander, miteinander und selbstredend persönlich.
Menschen wissen um die Kraft ihrer Gedanken und ihrer Handlungen. Sie finden Sinn in ihrem Tun und wissen, dass persönliche Reifung etwas Zentrales ist im Leben. Eine Aufgabe des Lebens besteht darin, wertschätzend und positiv einen Unterschied zu machen. Sei es durch die Übernahme von Verantwortung für sich selbst oder für die Allgemeinheit. Längst hat sich das allgemeingültige Mindset dahingehend gewandelt, dass Menschen nicht mehr geformt werden, sondern staunend Entfaltung und Potenzierung des individuellen und kollektiven Potenzial wahrgenommen wird.
Wenn unsere Saat aufgeht, …
… dann wissen die Menschen um die Möglichkeiten des WIE im Miteinander. Sie wenden nach Bedarf und Wunsch verschiedene Tools und Sprachgewohnheiten intuitiv und selbstverständlich an, so wie die Grundrechenarten oder das Lesen und Schreiben. Das kleine Einmaleins des wertschätzenden Miteinanders eben. Und im Fortgeschrittenenstadium auch gern das große Einmaleins des konstruktiven gemeinsamen Gestaltens und Lernens.