Wohin geht es mit „LaZ 2.0“?
– Lust auf Zukunft 2.0 –
Siehe auch …
Es ist klar, dass es so wie aktuell mit unserer Wirtschaft nicht weiter gehen kann. Und wir verbringen einen großen Teil unserer Lebenszeit mit wirtschaftlicher Aktivität, mit Arbeit in einem beruflichen Kontext. Wenn das in der heute noch üblichen Weise nicht mehr weiter gehen kann, ist das eine große Chance, es anders, es besser zu machen. Nicht besser im Sinne von mehr Gewinn, mehr Einkommen, mehr Wachstum, sondern im Sinne von mehr Menschlichkeit, mehr Miteinander, mehr Ganzheitlichkeit. Ein einfacheres Leben. Mit mehr Akzeptanz, mehr gegenseitiger Wertschätzung. Und auch mehr Nähe und Verbundenheit. Als Teil einer Gemeinschaft, als Teil der Natur, als Teil unserer Lebensgrundlage. Weniger an der individuellen Freiheit orientiert, dafür vielleicht mehr auf das Finden von Wegen, wie man/frau seine Qualitäten zum Nutzen der Gemeinschaft einbringen kann.
Hm, ich merke gerade, irgendwie rutsche ich bei dem Versuch, dies zu beschreiben, immer wieder in alte Begriffe wie z. B. Nutzen zurück. Und damit gekoppelt, alte Denkweisen. Es kann also gut sein, dass wir auch neue Begriffe brauchen, um über andere Lebenskonzepte zu sprechen.
Wohin geht unsere Reise in eine lebens- und liebenswerte, enkeltaugliche Zukunft? Ich denke, das weiß im Moment keine:r so genau. Es ist ein offener, emergenter Prozess. Emergenz bedeutet hier, dass hoffentlich eine funktionierende Lösung gefunden wird, ohne dass man vorher dies vorausplanen konnte. Es ist wie eine große Verkehrskreuzung in z. B. Indien, ohne Ampeln oder Verkehrsschilder. Ein völliges Gewusel an Lkws, Bussen, Rikschas, Pkws, Moped, Fahrräder und Fußgängern. Und vielleicht auch noch zwei Kühe und ein Elefant? Und trotz dieses – in unserer Wahrnehmung – Chaos, fließt der Verkehr. Langsam, und ohne Kollisionen oder Verletzte. Hier zeigt sich Emergenz.
Unser Weg in die Zukunft ist etwas ähnlich wie die komplexe Verkehrskreuzung. Nimm statt der völlig unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden Klimagasemission, Klimaanpassung, Artensterben, landwirtschaftliche Bodenqualität, Kriege, Migration, Hunger, Wasserqualität, Umweltverschmutzung, Fachkräftemangel, Bankenkrisen, demokratische Machtstrukturen, wirtschaftliche Machtstrukturen und vieles mehr. Okay, das ist viel, viel komplexer als die Verkehrskreuzung. Aber so wie es bei der indischen Verkehrskreuzung werteorientierte, ungeschriebene Verhaltensregeln gibt, an die sich die meisten halten, so brauchen wir für unsere Reisen zu einer enkeltauglichen Zukunft eine Überprüfung unserer Werte und Verhaltensweisen. Und genau dazu möchten wir mit LaZ 2.0 einladen!
Aber vielleicht bist du richtig zufrieden mit deiner aktuellen Lebenssituation und möchtest, dass alles so bleibt, wie es gerade ist. Herzlichen Glückwunsch! Und vielleicht hast du trotzdem Lust oder Neugierde, über deine individuelle, wie auch die gemeinsame, gesellschaftliche Zukunft nachzudenken. Auch du bist herzlich willkommen auf der Suche nach Wegen für eine enkeltaugliche Zukunft!
Werte und Verhaltensweisen hinterfragen? Also soll sich jede:r an die eigene Nase fassen und gefälligst seinen persönlichen CO₂-Fußabdruck reduzieren? Also z. B. bei den 4 F – Fliegen, Fleisch, Fummel und Finanzinvestitionen – genauer hinschauen? Und respektvoller und freundlicher zu seinen Mitmenschen sein? Ja, gerne. Und – mir geht es hier um eine andere Ebene. Grundsätzlicher. Der Demo-Spruch von Fridays for Future passt eher: System Change statt Climate Change. Netter Slogan, jedoch der Climate Change passiert schon und System Change ist nur minimal erkennbar. Wir brauchen kleine Experimente von attraktiven Alternativen. Andere Denk- und vielleicht Lebens- und Arbeitsweisen, die attraktiv sind für die Menschen und ihre Mitwelt. Nicht der eine große System Change, die eine große Transformation, sondern kleine (transformatorische) Experimente. Zurück zur Land-Kommune? Wer möchte, gerne. Oder lebendige Quartiere in der Stadt – siehe Barcelona und ähnliche Experimente? Ja, auch gerne! Dörfer mit eigener Energieproduktion – Wind und Sonne – und eigenem Fernwärmenetz? Prima! Unternehmen in Verantwortungseigentum – wie BuurtzorgT in den Niederlanden? Ja, super. Und gerne noch viel mehr und andere Experimente. Vielfalt inspiriert gegenseitig und hilft gute, neue Lösungen zu finden. Mehr davon, das ist, wozu wir mit LaZ 2.0 anregen möchten!
(rp)